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OZ ist tot – Hamburg hat sein Lächeln verloren. Ein Nachruf
Nachruf im Culturmag

Walter Josef Fischer, alias OZ, Hamburgs – und wohl auch Deutschlands –
bekanntester Sprayer und Graffitikünstler ist tot. Am 25. September
2014, in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, wurde er in der Nähe des
Hauptbahnhofs Hamburg beim Sprühen eines Tags von einer S-Bahn erfasst
und tödlich verletzt. Er ist 64 Jahre alt geworden. Sein gewaltsamer
Tod, der auf verstörende Weise einem risikoreichen Leben zu entsprechen
scheint, ist eine furchtbare Tragödie und hinterlässt eine Lücke, die
nicht zu füllen ist.

Zwei Jahre zuvor: KP Flügel, Buchautor und Hörfunkjournalist, rief mich
im Hamburger Verlagsbüro von Assoziation A an und erzählte, er plane
gemeinsam mit Jorinde Reznikoff die Herausgabe eines Buches über OZ, das
dessen Werk im Spannungsfeld „zwischen Revolte, Repression und Kommerz“
beleuchten solle. Er suche dafür einen Verlag. Ich war spontan Feuer und
Flamme für das Projekt. „Du wirst es nicht glauben, aber das ist genau
mein Ding“, antwortete ich. Noch heute kann ich mich nicht daran
erinnern, jemals einem Buchprojekt so schnell und vorbehaltlos
zugestimmt zu haben. Ich beschäftigte mich seit geraumer Zeit mit
Streetart und hatte die Stadt auf dem Fahrrad mit der Fotokamera im
Gepäck auf der Suche nach ihr erkundet. Die Allgegenwärtigkeit von OZ im
Straßenbild Hamburgs war frappierend und zog mich wie so viele vor mir
in den Bann. Der Produktionsprozess des Buches gestaltete sich
allerdings schwieriger als gedacht und zog sich in die Länge. Andreas
Blechschmidt, in der Soli-Arbeit mit OZ aktiv und Mitarbeiter des
Anwaltsbüros am Schulterblatt, das OZ als Rechtsbeistand zur Seite trat,
stieß hinzu. Sven Stillich, den ich von einem Buch über das Gängeviertel
her kannte und außerordentlich schätzte, fragte ich, ob er bereit sei,
ein Porträt über OZ beizusteuern. Ich selbst radelte erneut Hunderte von
Kilometern durch die Stadt, um Fotos für das Buch aufzunehmen, und
kontaktierte Streetartisten, die sich unter dem Motto „Free OZ“ mit
eigenen Kunstwerken mit OZ solidarisiert hatten. Walter selbst war
anfangs extrem misstrauisch und nur schwer von dem Projekt zu
überzeugen. Ohne seine Einwilligung würde ich das Buch aber nicht
machen, so viel stand fest. Erschwerend kam hinzu, dass sein Umfeld
zerstritten war und von vielen Seiten – sei es mit den besten, sei es
mit eigennützigen Absichten – an ihm herumgezerrt wurde. Der Vorteil
war: Ich lernte Walter nun genauer kennen.

Walter Josef Fischer, wie OZ mit bürgerlichem Namen heißt, wurde am 7.
Januar 1950 in Heidelberg geboren. Als uneheliches Kind wird er von
seiner Mutter getrennt und von den Verwandten in ein katholisches
Waisenhaus abgeschoben. Dort arbeiten zum Teil Erzieher und
Erzieherinnen, deren Haltung noch von der der nationalsozialistischen
Ideologie der „Ausmerze“ von der Norm abweichender Menschen geprägt ist.
Als uneheliches Kind, das zudem an einer Sprachbehinderung aufgrund
einer – später operierten – Gaumenspalte leidet, erfährt er mannigfache
Demütigungen und Erniedrigungen, die er sein Leben lang nicht vergessen
wird und die ihn auf immer prägen werden. Mit 15 Jahren verlässt er das
Heim. Pläne, Gärtner oder Friseur zu werden, verlieren sich im Leeren.
Walter bricht die Lehre ab. Anfang der 1970er Jahre trampt er durch
Europa und unternimmt eine Weltreise, die ihn bis nach Indien und
Afghanistan, schließlich Indonesien führen wird. Go East. Er verliebt
sich in die tropische Natur, empört sich aber auch über Raubbau und
soziale Ungerechtigkeit. Schließlich zieht die indonesische Polizei
seinen Pass ein und schiebt ihn nach Deutschland ab. Zurück in
Baden-Württemberg macht er in Stuttgart eine Entdeckung, die sein Leben
verändern wird. Es ist die Zeit des RAF-Prozesses in Stammheim und die
Straßen sind voller Sprühereien, die sich mit den Gefangenen
solidarisieren. Walter F. ist fasziniert und experimentiert mit der
Sprühdose als Mittel des politischen Ausdrucks. Mitte der 1980er Jahre
will er die Freistadt Christiania in Kopenhagen besuchen, kommt aber nur
bis Flensburg, wo er 1986 zum ersten Mal wegen Sachbeschädigung vor
Gericht gestellt wird. Anfang der 1990er Jahre zieht er nach Hamburg.
Erst hier entwickelt er sein charakteristisches OZ-Logo, das er in den
nächsten Jahren zehntausendfach – neben Smileys, Spiralen, farbigen
Gemälden – an die Hauswände, Stromverteilerkästen, Poller, Pfeiler und
Brücken der Hansestadt sprühen wird. Bald sind ihm die Polizei und die
Hochbahnwache auf den Fersen. Schließlich wird sogar eine eigene Soko
Graffiti gegründet, die ihm auflauert. Wiederholte Male wird er brutal
zusammengeschlagen. Wegen seiner Sprühereien wird er mehrfach zu
Gefängnisstrafen verurteilt und verbringt insgesamt fast acht Jahre
seines Lebens im Gefängnis.

Der Kampf gegen die „Saubernazis“ wird zu seinem Lebensinhalt. Er hat
als Heimkind und sprachbehinderter Mensch den Terror der Normalität am
eigenen Leibe erfahren. Aus dieser permanenten Demütigung hat er ein
hochempfindliches Sensorium für das unterschwellige Gewaltpotential von
Sauberkeitsfimmel, Ordnungswahn und bürgerlichen Sekundärtugenden, die
dieses Land noch nie am Morden gehindert haben, entwickelt. Das Grauen
der deutschen Geschichte ist ihm stets präsent, auf den Leib gebrannt,
als tiefe Beunruhigung und innerer Antrieb zum Handeln, als
Verpflichtung zum „Dagegenhalten“. Wiederholt ist ihm gedroht worden,
unter den Nazis sei „so jemand wie er vergast worden“. Als er in den
Strafprozessen Schilder hochhält, auf denen „KZ OZ“ oder „Jude“ steht,
wird dies häufig kritisiert. Genauso wie sein Statement, er wolle mit
seinen Kringeln und Spiralen an jeden einzelnen ermordeten Juden und
„Zigeuner“ erinnern. Illegitime Einnahme einer Opferrolle und
Banalisierung der NS-Verbrechen lautet der Vorwurf, in Wirklichkeit ist
dies jedoch Ausdruck seiner Hypersensibilität gegenüber der Kontinuität
einer untergründigen Gewaltbereitschaft gegenüber allem Abweichenden in
der bundesrepublikanischen Gesellschaft und Beleg seines aufrichtigen
Versuchs, mit bescheidenen Mitteln Widerstand und Erinnerungsarbeit zu
leisten. Im Grau – „Wehrmachtsgrau“, wie er gern sagte – lauerte für ihn
stets auch das Grauen. In der Übertünchung der Graffitis durch Stadt,
Verkehrsbetriebe und Privateigentümer sah er einen Fanatismus am Werk,
dem er kompromisslos den Kampf ansagte.
In vielen Kommentaren wurde die rhetorische Frage aufgeworfen, ob denn
jeder, der um die frischgestrichene Fassade seines – realen oder nur
prospektiv erhofften – Eigenheims fürchte, nun ein Nazi sei. Wie auf die
meisten rhetorischen Fragen, ist die Antwort eindeutig: in diesem Fall
ein Nein. Die Frage ignoriert jedoch das Wesentliche: den eklatanten
Überschuss an latenter und nur zu oft exzessiver Gewalttätigkeit, wie er
sich selbst nach dem Tod von Walter F. in zahllosen Internet-Kommentaren
Bahn bricht, die sich nicht scheuen, den Tod dieses „Schmierfinks“ zu
feiern. Ein Hass, den er nicht wegen eines Gewaltverbrechens oder
Massenmords, sondern wegen harmloser Graffitis auf sich zieht. Es ist
genau diese Mentalität, gegen die OZ mit vollem Recht zu Felde zog.

Dabei ist das Schaffen von OZ wesentlich vielfältiger, als gemeinhin
wahrgenommen wird. Neben dem Schriftzug „OZ“, den von den Hauswänden
lächelnden Smileys und den tausendfachen Kringeln und Spiralen umfasst
es auch großformatige farbige Werke, die manchmal an Zellstrukturen
erinnern, manchmal wie kosmische Visionen auf einem LSD-Trip wirken.
Farbexplosionen, in denen Mikro- und Makrokosmos sich ineinander
spiegeln. Darin verwoben aufblitzende menschliche Gesichter, manchmal
lächelnd, manchmal einen aufrüttelnden Schrei artikulierend. Die
Reduktion, die Fokussierung auf das Elementare zeichnet sein Werk aus.
Darin Keith Haring ähnelnd. Die schwarzen Tags sollten nicht aus dem
Blick geraten lassen, dass das Universum von OZ im Wesentlichen bunt
ist. Der Stadt die Farbe zurückzugeben, sie zu verschönern, ist das
erklärte Ziel von OZ.
Deutlich wird dies auch in den Atelierbildern, die OZ auf Leinwand
gesprüht hat. Als Spiritus Rector stand ihm dabei in einem bisweilen
durchaus konfliktiven Verhältnis über Jahre sein Galerist Alex Heimkind
von der OZM Art Space Gallery zur Seite, der mehrere Ausstellungen mit
und von OZ organisierte und ihn zu Gemeinschaftsproduktionen mit anderen
Künstlern ermunterte. Insbesondere in der letzten Ausstellung „Untitled“
ist ein qualitativer Sprung in der künstlerischen Entwicklung von OZ
erkennbar, der sein ungeheures Potential erahnen lässt. Paradoxerweise
hat Walter selbst das nie recht würdigen können. Immer wieder betonte
er, dass er für die Galerie nur arbeite, weil er seine Anwälte
finanzieren müsse. Sein Arbeitsfeld war definitiv die Straße.
OZ‘ Werk kann indes nur angemessen gewürdigt werden, wenn man es in
seiner komplexen Gesamtheit ins Auge fasst. Wie er im Laufe von knapp
einem Vierteljahrhundert die Hamburger Stadtlandschaft gestaltet hat,
lässt sich nur mit dem Begriff des Gesamtkunstwerks fassen, als
monumentale soziale Plastik, die sein Leben mit einbezieht. Mit feinem
Gespür hat das Hamburger Streetart-Duo Los Piratoz ein Graffiti
gesprüht, das den chinesischen Dissidenten und Künstler Ai Weiwei mit
Piratendreispitz neben die Parole „Free OZ“ stellt. Beider Leben
erscheint als ein Gesamtkunstwerk – nur dass bei OZ das Moment der
Selbstinszenierung gänzlich fehlt.
Wohl auf lange Sicht einzigartig sind die Konsequenz und
Zielstrebigkeit, mit denen OZ seinen Weg beschritt. Er ließ sich darin
durch nichts und niemanden beirren: nicht durch Gewalt, Repression und
Gefängnis, die ihn nicht brechen konnten; nicht durch ein Leben in
bitterer Armut, das er durch völlige Bedürfnislosigkeit konterte; nicht
durch Lob, Schmeichelei oder Winken mit materiellen Vorteilen, denen
gegenüber er gänzlich unempfindlich blieb. Ich kenne kaum jemanden, der
so unabhängig von den Meinungen anderer Menschen war wie er. Darin war
er unerreichbar und unkorrumpierbar. Felsenfest in seinen Überzeugungen.
Walter hatte seine Entscheidung getroffen, seinen Kompass gefunden und
folgte ihm unbeirrt. Zu sprayen war für ihn so selbstverständlich wie
für andere das Atmen oder die Nahrungsaufnahme. Ein existentieller Akt.
Auch wenn seinem Handeln eine offenbare Besessenheit innewohnte: OZ war
für mich in einem grundlegenden Sinn das aufrüttelnde Beispiel eines
freien Menschen.

Im März 2014 lag das Buch „Free OZ! Streetart zwischen Revolte,
Repression und Kommerz“ schließlich druckfrisch vor uns. OZ hielt sich
zu diesem Zeitpunkt nicht in Hamburg auf. Wieder einmal war er von der
Hochbahnwache verprügelt und mit dem Kopf auf das Trottoir geschlagen
worden, was – möglicherweise verbunden mit einem leichten Schlaganfall –
seine Artikulationsprobleme wieder hatte aufleben lassen. Zur
Rehabilitation befand er sich in einer neurologischen Klinik in der
Lüneburger Heide. Zu dritt fuhren wir nach Soltau, um Walter das Buch
offiziell zu überreichen. Der Weg vom Bahnhof zur Klinik gestaltete sich
als Schnitzeljagd: Wir brauchten nur den zahllosen Kringeln in der zuvor
super-cleanen Kleinstadt zu folgen, um zielsicher zur am Waldrand
gelegenen Klinik zu gelangen. Und selbst hier waren zwischen den Bäumen
auf einsamen Schildern seine Embleme zu finden. „Walt-Art“ nannte sie KP
Flügel mit treffendem Witz. Wir verbrachten einen schönen,
sonnenbeschienenen, frühlingshaft warmen Tag mit Walter, der das Buch
bereits über einen Gewährsmann erhalten hatte. Er hatte es von vorne bis
hinten durchgearbeitet und mit Kommentaren versehen. Wenn ihm etwas
nicht gefiel, stand da zum Beispiel: „Von nichts ’ne Ahnung, aber dumm
rumlabern.“ Wie er es denn insgesamt finde, fragten wir ihn leicht
beunruhigt. „Na ja, hätte schlimmer kommen können, nicht wahr.“ Aus
seinem Mund war das fast das höchste Lob.

Am 15. April 2014 folgte die Buchpremiere im Gängeviertel. Der
Veranstaltungsraum war bis auf den letzten Platz gefüllt, und die mit
einer Overheadprojektion seiner Arbeiten verbundene Lesung gelang als
wunderschöne, beglückende Würdigung des Werkes von OZ und setzte ein
klares Zeichen gegen die Kriminalisierung seiner Kunst und von Streetart
im Allgemeinen. Walter war incognito in der
freundschaftlich-beschützenden Begleitung seines Anwalts Andreas Beuth
anwesend, von fast niemandem erkannt. Aber diesmal war er wirklich
gerührt. „Zu mehr als hundert Prozent“ zufrieden sei er, wie er mir sagte.
Tatsächlich hatte er sich einen Platz erkämpft, den ihn niemand mehr
nehmen konnte. In der Presseberichterstattung hatte es langsam, aber
sicher einen Wandel gegeben, und mit den Ausstellungen und
Veröffentlichungen der letzten Zeit war die Frage, ob es sich bei „OZ“
um Kunst handele, entschieden. OZ hatte sich aus einem geschmähten,
beleidigten, misshandelten und eingekerkerten „Schmierfinken“ in einen
anerkannten Graffiti-Künstler verwandelt. Unumkehrbar. Seine Peiniger
und Verfolger waren auf immer gescheitert. Mit seinem Werk hatte sich OZ
unauslöschlich in das Gedächtnis der Hansestadt eingeschrieben, war Teil
ihrer Geschichte geworden. Ihm selbst war das wie immer völlig schnuppe.
„Und wozu soll das gut sein?“, fragte er. „Damit mich die Schergen beim
nächsten Mal noch besser erkennen können?“

Wir haben uns danach noch einige Male gesehen und miteinander
telefoniert. Einmal fragte ich ihn, ob er es in unserem Alter nicht
bequemer fände, auf einem Damenfahrrad zu fahren. „Ne“, sagte er. „Weißt
du, wozu ich das brauche?“ Er hielt an, lehnte sein „Herrenrad“ an ein
Straßenschild, stieg auf die Querstange und klebte oben einen Sticker
an. „Da kommen die Schergen nicht so schnell ran und können ihn nicht
wieder entfernen.“
Walter besaß eine ausgeprägte Guerillamentalität. Er sah sich in einem
einsamen Kampf gegen die Mächte des Graus: Werbung, Ordnungshüter,
Polizei. Ein Partisan der Farbe versus das Einerlei der kapitalistischen
Stadt, gegen das er mit friedlichen Mitteln kämpfte. Gegen die
zunehmende Privatisierung des öffentlichen Raums reklamierte er ein
Recht auf Stadt für alle und setzte es in einem selbstbewussten Akt der
Aneignung und Umgestaltung in die Tat um. Seine einzige „Waffe“ war die
Sprühdose, mit der er seine Umwelt verschönern wollte. Zumeist war er
als Einzelkämpfer unterwegs. Obwohl er von zahlreichen Streetartisten
und Graffiti-Writern als Vorbild verehrt wurde und auch in der Fanszene
des FC St. Pauli auf große Resonanz stieß, suchte er nur selten den
Kontakt. „Was hab ich mit denen zu tun?“, sagte er häufig. Er war schon
vom Alter her eine Ausnahme und spielte auch sonst in einer anderen Liga.
Walter konnte auch anstrengend, starrsinnig und nervig sein. Ich
erinnere mich, wie ich in einer schwierigen Situation in das Anwaltsbüro
von Andreas Beuth am Schulterblatt kam. Im Besprechungsraum saß Walter
mit mehreren Anwälten und weiteren Personen, um das Vorgehen in diversen
Streitfällen zu besprechen. Der Einzige, der sprach, war Walter.
Kerzengerade auf seinem Stuhl. Entschieden und stur. Unverrückbar in
seinen Vorstellungen und Wertungen, die er endlos wiederholen konnte. Er
wusste genau, was er wollte.

Zum Schluss das Wichtigste: Es gab etwas an Walter, das mich – und wie
ich weiß: nicht nur mich – bereits nach wenigen Begegnungen zutiefst
angerührt hat. Er verfügte über einen eigenen Zauber. Vielleicht war es
diese eigenartige und scheinbar widersprüchliche Verbindung von höchster
Verletzlichkeit und Ungeschütztheit, die dieser scheue und schmächtige
Mann ausstrahlte, und seiner singulären Konsequenz, Hartnäckigkeit und
Eigenwilligkeit. OZ war durch nichts zu brechen und strahlte eine schwer
zu ergründende, spürbare Energie aus, die bisweilen in seinen
dunkelbraunen, fast schwarzen Augen aufglühte. Allzu häufig haben wir
uns nicht gesehen, aber wir hatten einen Draht zueinander und ich habe
diesen ganz und gar besonderen und einzigartigen Menschen sehr gemocht.
Und ich bin glücklich, dass wir ein Buch veröffentlichen konnten und
durften, das sein Schaffen in Ausschnitten für die Zukunft bewahrt. Sein
Tod hat mich zutiefst erschüttert und ich hoffe, dass ein Funke meiner
Zuneigung ihn in seiner Einsamkeit erreicht.
Er fühle sich, wenn er in Hamburg unterwegs sei, von dem OZ-Schriftzug
buchstäblich gegrüßt, hat Herr von Eden in unserem Buch geschrieben.
Genauso ging es mir. Bei jedem Streifzug durch die Stadt begegnete mir
ein Graffiti von OZ und jedes Mal entlockte es mir ein inneres Lächeln.
Seine Omnipräsenz hatte etwas Tröstliches, war Teil meines Heimatgefühls
geworden. Home is where your heart is. OZ gehörte definitiv dazu. Als
ich heute im Fahrstuhl zu meinem Arbeitsplatz in unserer
Bürogemeinschaft hinauffuhr, fiel mein Blick auf einen Kringel von OZ,
der den klapprigen Kasten, der manchmal stecken bleibt, seit seinem
letzten Besuch zierte. Nun muss ich jedes Mal, wenn ich ihn sehe, daran
denken, dass Walter ihm keine weiteren Zeichen mehr hinzufügen wird. Die
Welt ist durch seinen Tod ärmer geworden. Wie jemand im SWR richtig
bemerkte: Hamburg hat sein Lächeln verloren.

Theo Bruns, Hamburg, 27. September 2014

Der Link zum Buch:
http://www.assoziation-a.de/neu/Free_OZ.htm