Der gesamte Bestand des von Axel Thiel geleiteten „Kassler Archiv für Graffiti-Forschung“ wurde im August 2007 mithilfe etlicher Freiwilliger in dutzenden Umzugskisten auf einen LKW geladen und in die Räumlichkeiten des „Archiv der Jugendkulturen e.V.“ in Berlin transportiert. Dort konnte es im Dezember 2007 wieder eröffnen.
Der bereits im Jahr 2006 verstorbene Thiel gilt als einer der Pioniere der wissenschaftlichen Erforschung der Graffiti-Kultur im europäischen Raum. Bereits 1975 hatte er aus persönlichem Interesse mit der Dokumentation und systematischen Archivierung des Kassler Graffiti-Geschehens begonnen und wurde im Lauf der Zeit zum vielfach angefragten Experten, vor allem in Sachen Graffiti-Prävention, welcher er stets kritisch gegenüber stand. Die von ihm ins Leben gerufene „International Work Group on Graffiti Research“ diente der von ihm geforderten weltweiten Vernetzung von Graffiti-Forschern und kann eine Vielzahl von Veröffentlichungen aufweisen.
Das nun der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemachte „Graffiti-Archiv“ umfasst neben Thiels eigenen Titeln eine große Auswahl an wissenschaftlichen Arbeiten, Lexika, Artikeln, Essays, Bildbänden, Fotografien und Filmen zum Thema – von prähistorischen Felszeichnungen und antiken Inschriften über Toilettengraffiti und politische Wandmalereien bis zum Subway Writing, dem „American Graffiti“ und den heutigen Ausprägungen des Phänomens sind sämtliche Graffiti-Spielarten repräsentiert.