„Vandalismus-Report BVG“: BZ verkauft Leser für dumm

Es ist nicht leicht für die Journalisten der BZ: jeden Tag müssen stinkende, alte Fische in neues Zeitungspapier gewickelt werden, um sie als frische Ware verkaufen zu können. Ein Thema, das immer funktioniert: Vandalismus. Die Titelseite vom Donnerstag:

„Vandalismus-Report BVG / Jeden Tag: 33 Schmierereien an Haltestellen / Jeden Tag: 44 Zerstörungen in Bus, Bahn und Tram / Jeden Tag: 6 geklaute Nothämmer / Jeden Tag: 5 beschädigte Türen“

 

Die einzige neue Erkenntnis: Es gibt bei der BZ einen funktionierenden Taschenrechner. Diese Art der Berichterstattung abseits der tatsächlichen Entwicklungen hat Tradition bei der BZ. Hier ein paar Beispiele:

2008: „Berlin: Graffiti-Schäden um 453 Prozent gestiegen“

2009: „U-Bahn-Sprayer: Wann stoppt die BVG den Vandalismus?“

2010: „Schmierereien: Die BVG im Kampf gegen Graffiti“

Die Wirklichkeit sieht anders aus: Eigentlich gibt es seit Jahren einen konstanten Rückgang in den Schäden durch Vandalismus bei der BVG (wie auch allgemein in Berlin).

2008: 8,6 Millionen € (Berliner Morgenpost)

2009: 7,43 Millionen € (BZ)

2010: 6,42 Millionen € (BZ)

Zu kompliziert für Lukas Hermsmeier von der BZ: „Die Chaoten lassen nichts aus. Und die BVG zahlt. Fünf Millionen Euro pro Jahr!“

Dabei wäre es für Hermsmeier ein Leichtes gewesen, bei seinen Kollegen nachzufragen. Im vergangenen Jahr titelte die BZ: „Weniger Vandalismus bei BVG und S-Bahn“ (tatsächlich war der Rückgang damals geringer als diesmal). Die BVG veröffentlicht selbst keine Zahlen. Die einzige offizielle Vergleichsstatistik ist die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik 2011 (Seite 173). Hier wurden im Bereich der BVG 1312 Strafanzeigen wegen Sachbeschädigung registriert – also nur ein Bruchteil dessen, was die BZ erwähnt, nämlich insgesamt 16 034 Fälle und davon 8976 Fälle durch Graffiti an U-Bahnen. Vieles wurde von der BVG also gar nicht erst angezeigt.

Bild: Elisa Böttcher / WikiCommons