Wahnsinn: Die BILD verharmlost Graffiti-Straftaten!

Wieder was Neues in unser beliebten Kategorie „Journalisten versuchen Graffiti-Statistiken richtig zu lesen“ (die B.Z. versuchte es so). Die Berliner Bild-Zeitung titelte gestern „Graffiti-Wahnsinn“ und schrieb dann im Text:

Insgesamt sind Graffiti-Schmierereien in der Hauptstadt zurückgegangen: Noch 731 Anzeigen im Jahr 2012, im letzten Jahr sind es noch 345 Taten.

Für eine Millionenstadt wäre das in der Tat Wahnsinn. Immerhin würde es würde einen Rückgang der vermeintlichen Graffiti-Straftaten in Berlin um knapp 95 Prozent bedeuten! Der Rest des „Artikels“ besteht vor allem in reißerischen Schilderungen des Graffiti-Films „Berlin Kidz“, der vor einem halben Jahr erschienen ist. Die Autoren gehen also eigentlich davon aus, dass alles immer schlimmer wird. Nur die richtigen Zahlen dafür haben sie nicht gefunden. Ihnen ist entgangen, dass es sich bei den erwähnten 345 angezeigten Graffiti-Straftaten nur um die handelt, die als Jugendgruppengewalt angezeigt wurden – also in Gruppen verübte Sachbeschädigung.

An der richtigen Stelle heißt es stattdessen in der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik 2013: „Ebenfalls deutlich abgenommen haben die (…) Graffiti Taten (9.659 Fälle, -1.916 Fälle, -16,6 %) Mit Ausnahme des Jahres 2012 waren hierzu bereits in den weiteren Vorjahren deutliche Fallzahlenrückgänge zu verzeichnen.“ Die Berliner Hausbesitzer sehen also im illegalen Graffiti immer seltener ein Problem, das sie zur Anzeige bringen würden.