Graffiti- und Streetart
Eine Auswahl von Texten, die wir zu den Themen Graffiti und Streetart zusammengestellt haben. Entweder Sie beginnen mit unserem Einführungstext oder springen gleich zu den Themen:
Writing / Broken-Windows-Theorie / Aufwertung /
Motivationen der Graffiti-Writer / Männlichkeit /
Jugendkulturen / Improvisation /
Politische Botschaften / Streetart
Graffitiarchiv sammelt außerdem interessante Links auf Pinterest: z.B. zu Parolen-Graffiti, Nahost-Graffiti oder Polizei-Graffiti…

Einführung
In der modernen Graffiti-Bewegung, die in den 60er-Jahren in den USA entstand, geht es um die Verbreitung eines Namens, den man sich als Graffiti-Sprüher selbst gibt (Writing). Dieser wird dann mit einem eigenen Style (Qualität) und möglichst oft (Quantität) auf die Wände der Stadt gesprüht.
Seit der Anti-Graffiti-Politik New Yorks in den Siebziger und Achtziger Jahren wird Graffiti traditionell mit der Broken-Windows-Theorie erklärt. Umstritten ist die Rolle der Aufwertung durch Graffiti und Streetart, weil sie zu einem kreativen Stadt-Image beitragen.
Zu den Motivationen der Graffiti-Writer gibt es unterschiedliche Angaben. Einige sehen in Graffiti Kapitalismuskritik, ähnlich wie im Punk. Andere sehen darin eher eine parallele Leistungsgesellschaft, in der die herrschenden Werte des kapitalistischen Systems eingeübt werden. Wieder andere betonen das Flow-Gefühl, das sich beim illegalen Sprühen einstellt, wie bei anderen Extremsportarten.
Die Graffitiszene ist männlich. Während die politischen Botschaften uneinheitlich sind, ist die Genderpolitik eindeutig. Sowohl in der Selbst- wie in der Fremdwahrnehmung spielt Männlichkeit eine wichtige Rolle.
Die Namen der Writer haben keine eigene Bedeutung. Der individuelle Style ist die Botschaft. Eine wichtige Gemeinsamkeit des Graffiti-Writing mit anderen Jugendkulturen. Auch wenn sich die Namen immer wiederholen, wird beim Malen der Buchstaben viel Wert auf Improvisation gelegt („Freestyle“), vergleichbar dem Musikverständnis im Jazz.
Dieser ästhetische Zugang wird oft für unpolitisch gehalten, da keine Botschaften erkennbar scheinen. Ein Teil der Graffitiszene betont inzwischen aber wieder die impliziten politischen Botschaften, die mit

Graffiti transportiert werden:→Aneignung des öffentlichen Raums, Infragestellen der Besitzverhältnisse, Beteiligung der Jugend an Stadtentwicklung. („Reclaim your City!“ – „Hol dir deine Stadt zurück!“).
Das Phänomen Streetart entstand um die Jahrtausendwende in verschiedenen Großstädten weltweit. Sie erweiterte das Malen im öffentlichen Raum mit neue Motiven (Bilder statt Buchstaben) und neuen Techniken (Schablonen, Sticker, Cut-Outs, u.a.). Die Motivationen der Streetart-MacherInnen unterscheiden sich von denen der Graffiti-Sprüher: Es gibt den Wunsch nach Kommunikation mit der „normalen“ Bevölkerung, die Szene ist weniger radikal, es gibt einen größeren Anteil von Frauen sowie eine größere Offenheit zum Kunst-Bereich.
Writing
- Macdonald, Nancy: The graffiti subculture: youth, masculinity and identity in London and New York, Basingstoke et.al.: Palgrave, 2001
- Mai, Markus und Wiczak, Thomas: Das Gedächtnis der Stadt schreiben, dokument Verlag, 2000
- Caputo, Andrea: All City Writers – the graffiti diaspora, mit vielen unterschiedlichen Perspektiven auf Graffiti, Verlag: Kitchen 93, 2010, hier die Vorschau
Broken-Windows-Theorie
- Kelling, George L. and Coles, Cateherine M.: Fixing Broken Windows: Restoring Order and Reducing Crime in Our Communities, Free Press, 1996
- Harcourt, Bernard E.: Illusion of Order. The False Promise of Broken Windows, Cambridge/London, 2001
- Harcourt, Bernard E. / Ludwig, Jens: Broken Windows: New Evidence from New York City and a Five-City Social Experiment. University of Chicago Law Review, Vol. 73, 2006 hier das pdf
Aufwertung
- Schmidt, Christian: Streetart – Zeichen der Zeit, Kapitel über Streetart in Zeiten der postmodernen Stadtentwicklung, in: Klitzke, Katrin und Schmidt, Christian (Hrsg.): Street Art. Legenden zur Straße. Archiv der Jugendkulturen – Verlag, Berlin, 2009, S. 194-205, Link zum pdf
- GraffiCity – Eva Youkhana, Christian Sebaly. sub\urban 2014, Band 2, Heft , Link zum pdf
Motivationen der Graffiti-Writer
- Macdonald, Nancy: The graffiti subculture: youth, masculinity and identity in London and New York, Basingstoke et.al.: Palgrave, 2001
- Manig, Yvette / Rheinberg, Falko: Was macht Spaß am Graffiti-Sprayen – eine induktive Anreizanalyse, Institut für Psychologie der Universität Potsdam, Report Psychologie, 4, 222-234, 2003 Link zum pdf
- Mai, Markus und Wiczak, Thomas: Das Gedächtnis der Stadt schreiben, dokument Verlag, 2000
- Caputo, Andrea: All City Writers – the graffiti diaspora, mit vielen unterschiedlichen Perspektiven auf Graffiti, Verlag: Kitchen 93, 2010, hier die Vorschau
- Behrendt, Norman: Burning down the house, Selbstporträts von Berliner SprüherInnen, Eigenverlag, Berlin 2013, Fotos
- Lethem, Jonathan: Die Festung der Einsamkeit, Roman über die Graffiti-/Hiphop-Jugend im Brooklyn der 70er plus magischer Fingerring, Tropen Verlag, Köln 2004
Männlichkeit
- Macdonald, Nancy: The graffiti subculture: youth, masculinity and identity in London and New York, Basingstoke et.al.: Palgrave, 2001
- Madlener, Nadja: We Can Do – Geschlechtsspezifische Raumaneignung am Beispiel von Graffiti von Mädchen und jungen Frauen in Berlin, Berlin / Kurzfassung in: Rohmann, Gabriele: Krasse Töchter, Archiv der Jugendkulturen Verl., Berlin, 2007. S. 198-214
- Deppe, Jürgen: Odem: On the Run. Eine Jugend in der Graffiti-Szene. Aufgeschrieben von Jürgen Deppe. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin, 1997, Rezension im Spiegel
- Lethem, Jonathan: Die Festung der Einsamkeit, Roman über die Graffiti-/Hiphop-Jugend im Brooklyn der 70er plus magischer Fingerring, Tropen Verlag, Köln 2004
- Jung, Matze; Schmidt, Christian: „Nur ein Junge von der Straße“ – Männlichkeiten in der HipHop-Kultur. In: Klaus Farin, Kurt Möller (Hrsg.): Kerl sein. Kulturelle Szenen und Praktiken von Jungen. Archiv der Jugendkulturen Verlag KG, 2013; hier die pdf
Jugendkulturen
- Jung, Matze: Graffiti in der Jugendsozialarbeit – die Zähmung des Widerspenstigen?! In: Archiv der Jugendkulturen e.V. (Hrsg.): Jugendkulturelle Projekte in Jugendarbeit und Schule. März 2012, Berlin, Link zum pdf
Improvisation
- Mai, Markus und Wiczak, Thomas: Das Gedächtnis der Stadt schreiben, dokument Verlag, 2000
Politische Botschaften
- Andreas Klee (Hg.): Politische Kommunikation im städtischen Raum am Beispiel Graffiti, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2010, Rezension auf graffitiarchiv.org
- autonome a.f.r.i.k.a. gruppe: Handbuch der Kommunikationsguerilla, Kommunikationsguerilla, Public Interventions, Kreative Protestformen, Fakes, Adbusting, Assoziation A, Berlin, 2012, hier mehr
- Amann, Marc: go.stop.act! Die Kunst des kreativen Straßenprotests, Grafenau – Frankfurt am Main: Trotzdem Verlag, 2010
Streetart
- Klitzke, Katrin / Schmidt, Christian (Hrsg.): Street Art. Legenden zur Straße. Archiv der Jugendkulturen – Verlag, 226 Seiten, Berlin, 2009
- Schmidt, Christian: Streetart – Zeichen der Zeit, Kapitel über Streetart in Zeiten der postmodernen Stadtentwicklung, in: Klitzke, Katrin und Schmidt, Christian (Hrsg.): Street Art. Legenden zur Straße. Archiv der Jugendkulturen – Verlag, Berlin, 2009, S. 194-205, hier als pdf
- Derwanz, Heike: Street Art-Karrieren: Neue Wege in den Kunst- und Designmarkt, Transcript-Verlag, Hamburg, 2013, Rezension bei Fk-Streetart
- Reinecke, Julia: Street-Art. Eine Subkultur zwischen Kunst und Kommerz, Bielefeld: transcript. 2007
- Schmidt, Christian: Street Art. Symbolische Angriffe auf die Funktionalität der Stadt, in: Amann, Marc (Hrsg.): go.stop.act! Die Kunst des kreativen Straßenprotests, Grafenau – Frankfurt am Main: Trotzdem Verlag, S. 144-156, 2005
- Claudia Willms: Sprayer im White Cube. Tectum Verlag, Paperback, 120 Seiten, Marburg 2010. Rezension auf graffitiarchiv.org